Ein Internetroman von Leonard Lassan und anderen

Das Konzept des Romans

Grundlagen des Konzepts

Der Internetroman „Verlockungen und Verluste“ ist ein Episodenroman, der aus einer Rahmenhandlung und einer über zwölf Kapitel laufenden Erzählung besteht. Die Rahmenhandlung spielt im Sommer 2015. Aus der Rahmenhandlung können die Leser an definierten Stellen in Kapitel des Romans wechseln, die in unterschiedlichen Zeiten aus der Vergangenheit spielen. Hierfür werden ihnen mehrere alternative Kapitel angeboten, von denen nur die ersten Zeilen sichtbar sind. Hat sich ein Leser für ein Kapitel entschieden, sind die anderen Kapitel für ihn nicht mehr erreichbar. Erst am Ende des Kapitels kann er sich nach dem Text der diesem Kapitel folgenden Rahmenhandlung erneut für eines von mehreren der dann folgenden Kapitel des Romans entscheiden. Wenn mehrere Personen den Roman lesen, werden sie sich am Übergang zu den Kapiteln häufiger für unterschiedliche Kapitel entscheiden. Jeder Leser hat dann einen anderen Roman gelesen. Wenn er erneut in den Roman einsteigt, wird er bei anderen Entscheidungen zu Beginn der Kapitel eine völlig andere Erzählung vorfinden.

Die Perspektive der Autoren auf die Protagonisten und die dargestellten Ereignisse ist die Perspektive interessierter Beobachter. Damit wird die Tradition der Romane des 19. und 20. Jahrhunderts aufgegriffen. Die fiktiven Erlebnisse der Protagonisten entfalten sich so wie Berichte vergleichender Verhaltensforscher über die Objekte ihrer Untersuchung.

Rahmenhandlung

Die Rahmenhandlung beschreibt die Situation des Protagonisten Robert Beckmann bei der Vorbereitung seines Umzugs. Der Name des Protagonisten nimmt den Namen des Menschen Beckmann aus Wolfgang Borcherts Kurzgeschichte „Draußen vor der Tür“ auf. Der Vorname Robert stellt einen Bezug zum fliegenden Robert aus dem „Struwwelpeter“ von Dr. Heinrich Hoffmann her. Er signalisiert, dass der mit dem Nachnamen angesprochene Mensch Beckmann, indem er sich einer Gefahr aussetzt, Individualität erhält und so zu seinem Vornamen Robert kommt.

Zur Vorbereitung des Umzugs aus seiner Wohnung in Berlin räumt Robert Beckmann Schränke aus und legt den Inhalt in Umzugskisten. Alle Gegenstände, wie Hausrat, Kleidung, Bücher, Fotoalben oder Tonträger, die er verpackt, sind mit persönlichen Erinnerungen verknüpft. Anschließend zerlegt er die Möbel, baut die Lampen von Decken und Wänden ab und stellt das zerlegte und abgebaute Mobiliar neben die Umzugskisten.

Während dieser Arbeiten bieten die unterschiedlichen Gegenstände, die er verpackt, zerlegt oder abbaut, den Anlass, um in ein Kapitel des Romans zu springen. Jeder dieser Gegenstände ist an einer anderen Stelle mit seinem Leben verknüpft, von dem eine Episode, ausgehend von dem Zeitpunkt, zu dem der Gegenstand eine Rolle in seinem Leben gespielt hatte, erzählt wird. Die alternativ auswählbaren Kapitel, in deren Mittelpunkt andere Protagonisten stehen, spielen in der gleichen Zeit und enthalten häufig Anknüpfungspunkte zu den Geschehnissen um Robert Beckmann. Am Ende der Rahmenhandlung hat der Protagonist die Vorbereitung seines Umzugs abgeschlossen und wartet auf das Umzugsunternehmen.

Chronologie des Romans

Der Roman folgt den Ereignissen fiktiver Lebensläufe von 1950 bis 2015. Das erste Kapitel von Leonard Lassan beschreibt die Grundschulzeit des Protagonisten Robert Beckmann in Seebad Ahlbeck. Zum Ende des Jahres 1960 verlässt seine Familie die DDR. In den weiteren Kapiteln entfaltet die Chronologie des Romans Episoden aus dem fiktiven Lebenslauf von Robert Beckmann.

Die anderen Autoren stellen Robert Beckmann oder eine andere, von ihnen gewählte Person in den Mittelpunkt ihrer Kapitel. Um inhaltliche Brüche in dem Roman zu vermeiden, erstellen alle Autoren Steckbriefe der Protagonisten, über die sie schreiben. Alle alternativ wählbaren Kapitel spielen in derselben Zeit. Wenn möglich wird in ihnen ein Zusammenhang zu dem davor genannten Ort der Rahmenhandlung hergestellt.

Die im Roman beschriebenen Ereignisse um Robert Beckmann und die anderen Protagonisten sind Teile fiktiver Biographien. Durch die alternativ angebotenen Kapitel entsteht eine Überlagerung aus einer Vielzahl unterschiedlicher fiktiver Lebensläufe. Damit stellt der Internetroman der Literaturwissenschaft ein multimediales Konstrukt zur Verfügung, das den Blick der Autoren auf die zweite Hälfte des vorigen und die ersten Jahre dieses Jahrhunderts zeigt. Übereinstimmende Perspektiven vieler Autoren können als kollektive Wahrnehmung der beschriebenen Ereignisse und ihrer Zeit eingeordnet werden.

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